Es ist soweit: Ihr Baby fährt zum ersten Mal mit Ihnen im Auto mit – wahrscheinlich auf der Fahrt vom Spital nach Hause. Klarer Fall: Für Babys erste Fahrt muss alles perfekt sein. Hier der kinderleichte Leitfaden dazu...
Wir sind die Kleinen!
Schalensitze der ECE-Normgruppe 0+ sind die gebräuchlichste und sicherste Methode in Sachen Babytransport. Sie sind bis maximal 13 kg Körpergewicht zugelassen und müssen IMMER gegen die Fahrtrichtung verwendet werden. Bei einer Kollision wird der gesamte Rumpf des Kindes samt Köpfchen durch die Rückenlehne gleichmäßig abgestützt. Veraltete Babyschalen, die nur bis 10 kg zugelassen sind, sollten keinesfalls verwendet werden.
ACHTUNG: Rückwärts gerichtete Kindersitze dürfen NICHT auf dem Beifahrersitz verwendet werden, wenn dort ein aktiver Front-Airbag vorhanden ist. Kann der Airbag nicht abgeschaltet werden, muss der Kindersitz auf der Rückbank, ebenfalls gegen die Fahrtrichtung, montiert werden.
Moderne Babyschalen können auch mit einer sogenannten Basisstation verwendet werden. Die Basis bleibt im Auto, die Schale wird darauf eingeklinkt. Dadurch entfällt das manchmal etwas umständliche Sichern mit dem Fahrzeuggurt. Solche Basisstationen können mit dem Gurt oder auch mit ISOFIX befestigt werden.
Quer oder verkehrt?
Babywannen sind meist speziell zugelassene Kinderwagenoberteile, die quer zur Fahrtrichtung auf der Sitzbank befestigt werden – sicherheitstechnisch sind diese Wannen gegenüber rückwärts gerichteten Schalen etwas im Nachteil. Außerdem sind die meisten Wickelkinder mit fünf Monaten nicht mehr bereit, im Wachzustand längere Zeit still liegen zu bleiben. Die zusätzliche Anschaffung eines weiteren, jedenfalls rückwärts gerichteten Systems, Babyschale oder rückwärts verwendbares Produkt für größere Kinder, ist dann unvermeidlich, denn der direkte Wechsel in ein vorwärts gerichtetes System ist zu diesem Zeitpunkt noch viel zu früh.
Vorteilhaft sind solche Babywannen jedenfalls für Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Das kann die flache Lagerung aufgrund einer medizinischen Indikation sein (Hüftdysplasie oder mobiles Monitoring), das kann aber auch der Umstand sein, dass für die Eltern dieses Kindes im Babyalter öfter längere Autoreisen über mehrere 100 km unausweichlich sind.
Bestimmte Kombinationsprodukte können von Geburt an bis 18 kg (Gruppe 1) entgegen der Fahrtrichtung verwendet werden. Diese sind allerdings oft so groß und steil geformt, dass der Transport eines Neugeborenen problematisch ist. Alles in allem: Ein klarer Sieg für die moderne Babyschale mit ISOFIX-Basis!
Erste Fahrt – sichere Fahrt
Unter diesem Motto sollte bereits die erste Autofahrt des neuen Erdenbürgers von der Klinik nach Hause stehen. Ein Babyschalensitz kann praktisch bereits ab dem 1. Lebenstag verwendet werden – nach ambulanten Geburten muss jedoch der Kinderarzt grünes Licht für die Heimfahrt geben und das Kleine für transportfähig erklären. Für Kinder unter 5 kg gibt es bei hochwertigen Schalen spezielle Kissen, um das Becken zu stützen und so genannte „Sitzverkleinerer“, die den Kopf stabilisieren.
Unternehmen Sie mit Ihrem Sprössling in seinen ersten vier Lebensmonaten nur die allerwichtigsten Fahrten – Urlaubsreisen oder Besuche bei Familie und Freunden sollten erst etwas später wieder auf dem Programm stehen. Wer das Baby sehen will, kommt am besten selbst vorbei.
Wir sind die Mittleren!
Die ECE-Normgruppe 1 beschreibt die mittlere Kindersitz-Kategorie, für Kinder von 9 bis 18 kg bzw. etwa 1 bis 4 Jahren. Diese Kinder sitzen in der Regel in einer weitgehend geschlossenen Schale, die mittels Fahrzeuggurt oder ISOFIX-System mit dem Fahrzeug fest verbunden ist.
Der richtige Sitz für Ihr Kleinkind
Reif für vorwärts gerichtete Sitze sind Kinder, die schon längere Zeit aus eigener Kraft sitzen können. Kleinkinder schlafen bei längeren Autofahrten aber auch noch des Öfteren ein und brauchen daher seitliche Abstützung. Bei vielen Sitzen ist auch eine Neigungsverstellung vorgesehen. Bei Modellen mit integriertem Hosenträgergurt funktioniert diese Änderung der Sitzneigung oft in mehreren Stufen, auch wenn das Kind schon im Sitz sitzt. Bei Modellen, die direkt oder indirekt, etwa bei einem Fangkörper, den Fahrzeuggurt zur Sicherung brauchen, ist die Positionsänderung nur in unbesetztem Zustand möglich. Diese Sitze haben zumeist auch nur EINE Ruheposition.
Die Normgruppe 1 bietet vier verschiedene Sicherungsarten:
1. Vorwärts gerichtete Hosenträgersysteme:
Moderne, hochwertige Sitze dieser Bauart sind mit speziellen Dämpfungssystemen ausgestattet, um die Halswirbelsäule des Kindes im Kollisionsfall vor Überdehnung zu schützen. Trotzdem sollte man ein Kind erst so spät wie möglich in ein vorwärts gerichtetes System setzen.
2. Rückwärts gerichtete Hosenträgersysteme:
Sie bieten bei schweren Frontalkollisionen den besten Schutz. Besonders vorteilhaft sind ISOFIX-Systeme, die zuerst gegen (reboard) und dann in Fahrtrichtung montiert werden können. Nachteile der Reboards: Die Kinder haben weniger Sicht auf Verkehrsgeschehen und Mitfahrer und werden dadurch meist schneller unruhig. Manche Kinder vertragen auch das „Rückwärtsfahren“ nicht so gut. Problematisch ist bei größeren Kindern auch die mangelnde Beinfreiheit.
3. Fangkörpersysteme:
Diese Kindersitzart wird besonders bei Kombinationssitzen eingesetzt. Vorteilhaft sind die einfache Sicherung und die Bewegungsfreiheit auch für ältere Kinder, zudem ist es auch lebhaften Kindern nicht möglich, sich selbst aus diesem Sitz zu befreien. Bei einer Frontalkollision kann der Oberkörper mit nach vorne gehen, wodurch die Nackenbelastungen geringer ausfallen. Von Nachteil sind das subjektive Engegefühl und die Tatsache, dass der Kopf – besonders größerer Kinder – bei seitlichen Kollisionen leichter an den Dämpfungselementen vorbeirutschen kann.
4. Dreipunktgurt-Systeme:
Hier werden Sitz und Kind gleichzeitig – und ausschließlich – mit dem Fahrzeuggurt gesichert. Dies ist vor allem für kleine Kinder bis etwa 13 kg nicht zu empfehlen. Vorsicht: In dieser Sicherungsvariante werden besonders viele extrem billige und minderwertige Systeme angeboten. Hersteller von Qualitätsprodukten bieten für diesen Bereich Fangtische an. Zumeist sind solche Systeme auch als Kombinationssitze ausgeführt und für mehrere Gewichtsgruppen verwendbar.
Wir sind die Großen!
Die ECE-Normgruppen 2/3 bietet älteren Kindern, von 15 bis 36 kg bzw. bis 150 cm Körpergröße, optimale Sicherheit. Da die Kids unter einem Meter fünfzig für die ausschließliche Verwendung des Fahrzeuggurts zu klein sind, brauchen sie ein Sitzkissen – am besten in Kombination mit einer Rückenlehne, damit der Gurt perfekt über den Körper geführt werden kann und der Kopf geschützt ist.
Schutz für den Bauch
Die Gefahr einer Verletzung durch den Gurt besteht viel eher am Bauch als am Hals. Gute Sitzerhöhungen verfügen daher über spezielle Gurtführungen (Gurthaken oder -hörner), um vor allem den Beckengurt exakt über das kindliche Becken zu führen. Billigprodukte bieten diese Schutzeinrichtungen nicht. Bei ihnen besteht daher im Fall einer Kollision das Risiko des Beckengurt-Abgleitens in den Bauchraum – und somit schwerer Verletzungen an inneren Organen.
Rückendeckung
Die Rückenlehne – bei Qualitätsprodukten gleich fix montiert – erfüllt mehrere wichtige Schutzfunktionen:
- Sie führt den Schultergurt exakt über die Mitte der Schulter – die Gurtführung folgt automatisch dem höhenverstellbaren Kopfteil.
- Die Rückenlehne ersetzt eine fehlende Fahrzeugkopfstütze.
- Sie bietet einen guten Seitenaufprallschutz für den Kopf und – bei neueren Modellen – auch für den Rumpf
- Sie verhindert das Zusammensinken des Oberkörpers beim Einschlafen und vermeidet so einerseits das Absinken des Kopfes in den Entfaltungsbereich eines Seitenairbags und andererseits das Entgleiten des Kindes aus dem Schultergurt.
- Last but not least bieten hochwertige Systeme auch eine definierte Ruhestellung, die das Schlafen auf langen Strecken deutlich angenehmer macht. Besonders komfortable Modelle bieten eine zusätzliche Beinablage.
Begleiter über viele Jahre
Die Kindersitze der Großen werden von allen Kinderrückhaltesystemen am längsten verwendet – bei einer Einsatzzeit von rund acht Jahren zahlt es sich daher absolut aus, ein hochwertiges Schutzsystem mit strapazierfähigem Bezug zu wählen. Apropos Bezug: Neutrale, zeitlose Designs sind auf lange Sicht die beste Wahl.
Fauler Kompromiss: Kein Sitzkissen, aber angeschnallt
Traurig, aber wahr: Die Sicherung von Kindergarten- und Schulkindern wird in vielen Familien mit der Zeit immer nachlässiger gehandhabt. Schuld daran: Zeitdruck und mangelnde Konsequenz. Der faule Kompromiss lautet dann oftmals: kein Sitzkissen mehr, aber angeschnallt.
Ein fataler Fehler im Falle einer Kollision: Bei einem Aufprall wird das Kind in die Sitzbank gedrückt und weicht dabei dem Beckengurt aus. Dieser rutscht vom Beckenknochen ab und dringt mit ungeheurer Wucht in den Bauchraum ein. Schwerste und lebensbedrohliche Unterbauchverletzungen sind die Folge.
Gurt, quo vadis
Manche Gurte sind leider auf Irrwegen unterwegs: verdreht, falsch geführt, nicht straff genug. Häufigster Fehler beim Sichern des Kindes: falscher Gurtverlauf im Beckenbereich. Der Beckengurt muss in beide Gurthaken eingelegt werden. Den Schultergurt hängt man in den näher liegenden Gurthaken des Kindersitzes ein. Der Gurt muss über die Mitte der Schulter verlaufen – eine gute Rückenstütze ist dabei hilfreich.
Zweithäufigster Fehler: Der Gurt ist nicht straff genug festgezogen. Wenn ältere Kinder selbst ihren Gurt schließen wollen, muss sich der Fahrer davon überzeugen, dass der Gurt auch tatsächlich straff sitzt.