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gesetzAlles was Recht ist

Dieser Abschnitt behandelt die Rechtsmaterie zum Thema Kindersicherung in Kraftfahrzeugen. Und weil die sehr komplex ist, vereinfachen wir ab hier etwas und beschränken uns vor allem auf die klassischen Personenkraftwagen, in denen Kinder ja überwiegend transportiert werden.

 

Vorab aber noch zwei wesentliche Hinweise:

  1. Ist jedes Gesetz und auch jede Norm immer nur eine MINDESTanforderung. Soll heißen, man kann es in den meisten Fällen noch besser machen.
  2. Aus Sicht des Autors dieser Website, ist es schon ein wenig bedenklich, dass wir Erwachsenen ein GESETZ zur Kindersicherung im Auto benötigen, mit rigiden Strafdrohungen bis hin zum Führerscheinverlust.

Recht einfach

Diejenige Person, die das Fahrzeug lenkt, ist für die korrekte Sicherung aller Kinder unter 14 Jahren, die im Auto mitfahren verantwortlich. Und zwar unabhängig davon, ob diese Kinder noch eine Kinderrückhalteeinrichtung benötigen, oder bereits den normalen Sicherheitsgurt verwenden können.
Bei Kindern UNTER einer Körpergröße von 135 cm MUSS jedenfalls eine für das jeweilige Kind geeignete Kinderrückhalteeinrichtung (ugs. ein Kindersitz) verwendet werden.

Was solche geeigneten Kinderrückhalteeinrichtungen alles sein können, ist in der Kraftfahrgesetz-Durchführungsverordnung, kurz KDV, nachzulesen.
In der Regel sind das Kindersitze, die der ECE-Regelungen ECE R 44/04 oder der ECE R 129 entsprechen.

 

Der Sitz und sein Gesetz

Das Gesetz liefert klare Richtlinien in puncto Kindersicherheit im Pkw. Hier finden Sie die wichtigsten Bestimmungen:

  • Jedes Kind hat Anspruch auf einen eigenen Sitzplatz im Fahrzeug.
  • Auf allen mit Gurten ausgestatteten Sitzen müssen Kinder gesichert werden.
  • Die Kinderrückhalteeinrichtung muss für den Körper des Nutzenden geeignet sein.
  • Kinder unter 135 cm Körpergröße müssen jedenfalls mit geeigneten Kinderrückhaltesystemen gesichert werden. Diese müssen die Kindersitzprüfnorm ECE 44 zumindest in der Version 03 (ECE 44/03) erfüllen.
  • Der Fahrzeuglenkende hat die Verantwortung für die Einhaltung der Kindersicherungspflicht bis zum vollendeten 14. Lebensjahr des Kindes.
  • Auf Sitzplätzen, die nicht mit Gurten ausgestattet sind, dürfen Kinder unter drei Jahren nicht befördert werden. Kinder über drei Jahren dürfen auf Sitzplätzen ohne Gurt nicht in der ersten Sitzreihe befördert werden.
  • Grundsätzlich dürfen Kinder im Kindersitz auch in der ersten Sitzreihe befördert werden. Verboten ist der Beifahrersitz allerdings für rückwärts gerichtete Kindersitze (entgegen der Fahrtrichtung), wenn der Front-Airbag nicht abgeschaltet ist.
  • Ist der Sitzplatz nur mit einem Beckengurt (Zweipunktgurt) ausgestattet, muss das Kinderrückhaltesystem auch dafür zugelassen sein.

 

Achtung:

  • Rückwärts gerichtete Systeme nicht bei aktiven Front-Airbags
  • Pro Sitzplatz eine Peron
  • Es dürfen nicht mehr Personen mitgenommen werden, als genehmigte Sitzplätze (nachzulesen im Zulassungsschein) vorhanden sind.

 

Gibt es auch Ausnahmen von der Kindersicherungspflicht?

Ja, wie überall im Leben gibt es auch hier Ausnahmen:

Wenn es in dem Auto bzw. auf dem genehmigten Sitzplatz gar keinen Gurt gibt

Dann dürfen Kinder UNTER 3 Jahren gar nicht befördert werden. Kinder ÜBER 3 Jahren allerdings schon. Jedoch nicht in der ersten Sitzreihe. Der Lenker/die Lenkerin verhält sich dann jedenfalls rechtskonform. Unglaublich aber wahr!

 

Was ist sonst noch alles verboten?

Nachfolgend nur beispielsweise Dinge, die schon passiert sind:

  • Das Kind im Kindersitz anschnallen, aber den Sitz nicht am Fahrzeug befestigen.
  • Den Kindersitz fixieren, aber das Kind im Kindersitz nicht anschnallen.
  • Die Fahrzeuglehnen stark nach hinten neigen damit die Kinder besser schlafen, ist genauso verboten wie die Füße aufs Armaturenbrett zu legen.

 

 

Die Vorschriften der Ladungssicherung gelten für PKW genauso wie für LKW. Wer ungesichert im Auto schwere Gegenstände mitführt, muss damit rechnen, bei einer Verkehrskontrolle angezeigt zu werden. Außerdem kann die Weiterfahrt untersagt werden.

Immer bedenken: Alles was bei einem Unfall nicht richtig gesichert mitfährt, wird zum Wurfgeschoss und damit zur Gefahr für alle Insassen.

Wertvolle Tipps zum sicheren Transport und Info-Videos aus der Praxis finden Sie unter www.sicher-transportieren.at >>>

Alles rund ums Auto

Sie suchen ein Familienauto, in dem Sicherheit und Komfort für Groß und Klein groß geschrieben werden? Dann sollten Sie nach Möglichkeit auf folgende Fahrzeugausstattung achten:

ausstattung

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Bitte beachten Sie: Selbst das beste passive Schutzkonzept eines Fahrzeuges kann sie nur dann effizient schützen, wenn sie die vorhandenen Sicherheitseinrichtungen auch immer und richtig benutzen.

Wie die passive Sicherheit eines Autos sie bei einem Realunfall schützt, erfahren Sie in unserem Beitrag zur Crashphysik

Extras in Sachen Sicherheit:

  • Dreipunktgurte auf allen Sitzplätzen, wenn möglich höhenverstellbare, tief liegende, bewegliche Gurtschlösser, obere Gurtumlenkpunkte liegen hinter der Ebene der Sitzbank-Rückenlehne, ausreichend lange Gurtbänder für die Montage von rückwärts gerichteten Kindersitzen.
  • Ausstattung möglichst vieler Sitzplätze, auch in der zweiten und dritten Sitzreihe mit Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer,
  • ISOFIX-Halterungen samt Top-Tether-Montagepunkten, zumindest an den beiden äußeren Sitzen der zweiten Sitzreihe, bei drei Kindern auch auf dem mittleren Sitzplatz, optional auch auf dem Beifahrersitz oder auf den Sitzplätzen der dritten Sitzreihe.
  • Höhen- und neigungsverstellbare, bei Bedarf auch entfernbare Kopfstützen
  • Integrierte Sitze, optional verfügbar
  • Airbag-Deaktivierung am Beifahrersitz,
  • Einklemmschutz bei elektrischen Fensterhebern und Schiebedächern
  • Ausführliche, klar verständliche Kindersitz-Verwendungshinweise im Fahrzeug-Handbuch
  • Trenngitter/-netz bei Kombis
  • Verbundglas auch bei den Seitenscheiben
  • Seiten-Airbags für Kopf und Brustkorb auch in der 2. und 3. Sitzreihe (zumindest optional)
  • Bodenstaufächer in der zweiten Sitzreihe sind, sofern vorhanden, mit sog. Füllstücken auch für Kindersitze mit Stützfuß gefahrlos nutzbar
  • Drei gleich breite Sitzplätze in der zweiten Sitzreihe, damit drei Kinder oder auch zwei Kinder und ein Erwachsener diese genehmigten Sitzplätze auch benutzen können

 

Extras in Sachen Komfort:

  • abgedunkelte Seitenscheiben oder Sonnenrollos
  • UV-Licht-reduzierende Scheibenfolien ab der zweiten Sitzreihe um die Aufheizung des Fahrzeugs zu reduzieren.
  • Standheizung, optional
  • Klimaanlage
  • ausreichend Beinfreiheit auch in der zweiten Sitzreihe

 

Die absoluten Don´ts im Familienauto:

  • Airbags, die nicht deaktiviert werden können
  • Gurte, die quer durch das Ladeabteil geführt werden müssen
  • Gurtbänder, die für eine ordnungsgemäße Babysitz-Montage zu kurz sind
  • Bodenstaufächer mit schwach dimensionierten Deckeln, die Stützbeinen von Kindersitzen nicht standhalten können

 

Kinder dürfen keinesfalls in RÜCKWÄRTS gerichteten Kindersitzen auf Sitzplätzen mit aktivem Frontairbag (derzeit vor allem der Beifahrersitzplatz) transportiert werden.

Begründung: Bei einem Unfall tritt der Airbag mit einer Geschwindigkeit jenseits der 300 km/h aus dem Armaturenbrett aus und erschlägt alles, was sich in seinem Entfaltungsbereich befindet.

Bei vorwärts gerichteten Sitzen sind bei aktivem Airbag jedenfalls die Betriebsanleitungen von Kindersitz und Fahrzeug zu beachten.

Mein Sitz ist mein Schutz!

Sparen, wo's geht – aber nicht bei der Sicherheit!
Viele Eltern betrachten Kindersitze als bloße „Aufbewahrungshilfen“ für den Nachwuchs im Auto oder gar nur als lästige gesetzliche Verpflichtung. Schnell fällt daher die Entscheidung: Stimmen Preis und Design, ist der Sitz gekauft. Übersehen wird dabei oft, dass der Kindersitz in erster Linie einen optimalen Schutz für das Kind bei einer Kollision gewährleisten muss. Denn während Mama und Papa in der ersten Sitzreihe neben Gurt, Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer auch noch mehrere Airbags und eine aktive Kopfstütze zur Verfügung haben, hängt das Überleben der Kinder im Ernstfall von einer einzigen Einrichtung ab: dem Kindersitz. Also, liebe Eltern: Sparen, wo's geht – aber nicht bei der Sicherheit! 

Crashtest FrontalaufprallVon Mücken und Elefanten

Im Falle eines Unfalls werden Mücken nämlich schnell zu Elefanten. Bereits bei einem Zusammenstoß mit relativ niedriger Fahrgeschwindigkeit werden gewaltige Kräfte frei: So werden Pkw-Insassen bei einem 50 km/h-Frontalaufprall innerhalb einer Zehntelsekunde mit rund 30-fachem Körpergewicht nach vorne geschleudert. Eindrucksvolle Videos hierzu unter www.euroncap.com. Ein Überleben in solchen Situationen ist nur bei konsequenter und korrekter Nutzung der vorhandenen passiven Schutzsysteme möglich.

 

Theorie und Praxis

Knautschzonen, Airbags, Kindersitz, Gurt & Co. leisten einen wertvollen Beitrag zu einer optimierten Insassensicherheit: Wenn es mit modernen Fahrzeugen von heute zu einem Crash kommt, haben die Passagiere aufgrund der hoch entwickelten Sicherheitssysteme gute Überlebenschancen – sofern alle vorhandenen Sicherheitsreserven auch tatsächlich genutzt werden. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht leider anders aus. Aktuelle statistische Daten spiegeln noch immer viel zu viel Leichtsinn und Sorglosigkeit.

Die traurige Wahrheit

So sind laut aktuellen Erhebungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit noch immer knappe 5 Prozent der im Auto mitfahrenden Kinder gänzlich ungesichert unterwegs. Und internationale Studien beweisen: Rund zwei Drittel aller Kindersitze werden falsch montiert oder die Kinder darin fehlerhaft gesichert. Traurig, aber wahr: Die größte Gefahr auf unseren Straßen droht Kindern dort, wo sie sich eigentlich am sichersten fühlen: im Auto ihrer Eltern oder Großeltern. Denn die meisten im Straßenverkehr tödlich verunglückten Kinder kommen nicht als Fußgänger oder Radfahrer unter die Räder, sondern verlieren ihre Gesundheit und manchmal auch ihr junges Leben als Pkw-Passagiere.

Der beste Platz

Ist ganz selten in der ersten Sitzreihe. Denn dort ist das Kind allen Gefahren direkt ausgesetzt, die durch die Frontscheibe kommen können (Rehe, Steine, Motorradfahrer etc.). Zudem müssen in der ersten Sitzreihe Schutzsysteme deaktiviert werden, die für erwachsene Mitfahrende konzipiert sind und die daher auch dort Platz nehmen sollten.

Deutlich sicherer ist es für alle Kinder in der 2. Sitzreihe

Der mittlere Sitzplatz wäre am weitesten von allen Kollisionsflächen entfernt. Allerdings ist dieser Platz in den meisten Autos nicht mit allen, für die optimale Kinderbeförderung notwendigen Features ausgestattet. Also konkret ISOFIX oder einem Gurtstraffer. Der beste Platz ist daher in den meisten Fahrzeugen der Sitzplatz links oder rechts in der zweiten Sitzreihe. Rechts ist noch um eine Ecke besser, weil dann das Kind und der Erwachsene beim Aus- und Einsteigen nicht auf der Fahrbahn stehen müssen.

Das Recht auf Sicherheit oder Was Kindersitze wirklich bringen - Kinder und ihre Sicherheitsreserven im Auto

Kindersitzexperte Peter Jahn plädiert für mehr Engagement in Sachen Kindersicherung im Auto: Kinder haben ein Recht auf persönliche Sicherheit auch als Pkw-Passagiere! Moderne Kindersitze sind Lebensretter, wenn sie korrekt zum Einsatz kommen. Absolutes Muss: Mehr Zeit für die Sicherheit!

Das Leben der jüngsten Pkw-Passagiere hängt nur allzu oft an einem seidenen Faden. Dieser seidene Faden ist ein perfekt passender und richtig verwendeter Kindersitz. Bleibt diese wertvolle Sicherheitsreserve ungenutzt, ist das Leben der Kleinen in akuter Gefahr: Fahren sie falsch oder völlig ungesichert im Auto mit, sind sie im Fall des Unfalls schutzlos den Kräften der Physik ausgeliefert.

Wir Erwachsenen haben daher die Pflicht, sie auch im Auto so sicher wie möglich zu transportieren. Ein Kindersitz ist Grundrecht jedes Kindes. Sicherheitsforschung und Verkehrsalltag zeigen: Moderne Kindersitze können Leben retten. Aber nur, wenn sie korrekt zum Einsatz kommen.

Schluss mit schutzlos im Auto!

Fast 10 Prozent der im Pkw transportierten Kinder sind noch immer völlig ungesichert unterwegs. Zwei Drittel der im Einsatz befindlichen Kindersitze werden falsch verwendet: zu locker montierte Sitze, verdrehte, falsch geführte oder lose Gurte, falsche Platzierung im Auto – die Liste der Verwendungsfehler ist lang. Das Leben der Kinder im Kollisionsfall hingegen viel zu kurz. Jahn: Schluss mit leichtsinnig in Kauf genommenen Risiken. Höchste Zeit für mehr Sorgsamkeit in Sachen Kindersicherung im Auto! Der Kindersitz bringts: Verwenden wir ihn, und zwar immer und richtig! Absolutes Muss sind daher nach Jahns Meinung eine Probemontage unter professioneller Anleitung beim Kauf des Kindersitzes im Fachgeschäft und vermehrte Sorgfalt bei der täglichen Verwendung des Sitzes.

Wie viel darf Sicherheit kosten?

Der Kindersitz ist das wichtigste, weil einzige Bindeglied zwischen Kind und Auto. Sein Schutzpotenzial ist enorm. Auch bei höheren Geschwindigkeiten und ungünstigen Aufprallsituationen kann ein Kindersitz Leben retten. Dies zeigen die Tests der Automobilclubs, Verbraucherschutzorganisationen und des europäischen Neuwagenbewertungsprogramms EuroNCAP.

Peter Jahn fragt provokant: Was ist wichtiger: Geld oder Leben? Wie viel darf es kosten, wenn unsere Kinder einen Verkehrsunfall unbeschadet überstehen sollen? Wenn wir alles dafür gäben, sie vor lebenslangen oder gar tödlichen Unfallfolgen zu bewahren, dann tun wir es auch! Alles ist dabei nicht viel: Bescheidene vier Euro pro Monat kostet hochqualitative Kindersicherung im Pkw, von der Babyschale bis zum Sitz für maximal 150 cm große Kinder. Da schlagen modische Kleidung oder elektronisches Spielzeug im Laufe eines Kinderlebens bei weitem mehr zu Buche, und sind von wesentlich geringerer Bedeutung für das (Über-)Leben des Kindes.

Mehr Zeit für Sicherheit!

Experten-Information und Eltern-Interesse sind das A & O in Sachen Kindersicherheit im Auto. Peter Jahns Appell an alle jungen Eltern lautet daher: Nehmen Sie sich mehr Zeit für die Sicherheit, Ihrem Kind zuliebe!